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Was ich 2021 als Texterin und Diversity-Trainerin gelernt habe

Hintergrund: Lucia umarmt einen Baumstamm und schaut dabei lächelnd in die Kamera. Über dem Bild eine hellblaue Bauchbinde mit dem Titel des Beitrags.

Zuletzt geändert am 18. Januar 2023


2021 war für mich nicht gerade ein spektakuläres, aber in jedem Fall emotionales Jahr – beruflich wie privat zeigt meine Jahresstimmungskurve ein stetiges Auf und Ab. Wie schon in meinen Rückblicken auf 2019 und das Jahr 2020 möchte ich dir heute wieder zeigen, was ich 2021 gelernt oder ausprobiert habe, worin ich gescheitert bin, was ich loslassen musste und wo die Reise 2022 hingehen soll. Ich hoffe, du kannst aus diesem Einblick in meine Welt auch etwas für dich mitnehmen. Hinterlasse gerne einen Kommentar mit deinen Learnings aus dem letzten Jahr!

Kritik annehmen und neu orientieren

Nachdem ich Ende 2020 mit einem dicken Batzen Kritik an Fehlern, Ungenauigkeiten und fehlenden Themen in meiner Arbeit zu tun hatte, stand 2021 für mich erst einmal im Zeichen der Aufarbeitung. Ich plante sehr konkret, was ich anders machen würde und welche Maßnahmen ich ergreifen würde, um meine Lücken zu füllen. Der Januar wurde zu meinem ersten Themenmonat rund ums Fehlermachen. Sogar ein Minitraining entwickelte ich dazu. Ich las Bücher über Scham und Verletzlichkeit und den Umgang mit Kritik. Und ich bildete mich konkret zu den kritisierten Themen weiter. Das war kein leichter Start, von vielen Zweifeln begleitet, die mich zum Teil immer noch beschäftigen. Doch ein Jahr später denke ich weiterhin regelmäßig an das zurück, was ich in dieser Situation gelernt habe. Es bereichert nach wie vor meine Arbeit.

Nebenbei durfte ich einige spannende Aufträge bearbeiten und meine ersten Inhouse-Workshops planen. Im Februar erfuhr ich dann, dass sich der Veröffentlichungstermin meines Buches verschieben würde. Dennoch folgte der zweite Themenmonat „Gendern“ – und Ende des Monats die nächste Enttäuschung: nicht genügend Anmeldungen für mein offenes Workshop-Programm „Gendern leicht gemacht“. Das fühlte sich natürlich nicht gut an. Doch im März konnten die Workshops erfolgreich nachgeholt werden. Auch das erste Inhouse-Training und die erste Diversity-Sprechstunde gab ich Anfang März.

„Richtig gendern für Dummies“ erscheint

Eher zufällig entdeckte ich im März auch, dass einige Leser*innen mein Buch „Richtig gendern für Dummies“ schon in den Händen hielten. Für mich begann damit ein wildes Gefühlschaos aus Freude, Angst und Bedauern wegen der Fehler, die ich nicht mehr hatte entfernen können. Es gab ein Insta-Live mit Mini-Lesung. Ich schrieb einen Blogartikel zur Entstehungsgeschichte von „Richtig gendern für Dummies“. Und ergänzte meine Fehlerdokumentation. Dort und in meiner Blogkategorie Gendern findest du immer neue Erkenntnisse und aktuelle Weiterentwicklungen – denn ein gedrucktes Buch ist gefühlt nach fünf Minuten schon wieder veraltet. 😉

Ein Buch ist auch etwas, zu dem man als Autor*in eine ganz besondere Beziehung hat, nicht nur während der Entstehungszeit. Eine Hassliebe. Und eine Beziehung, aus der du nicht so einfach wieder rauskommst. Inzwischen haben wir uns ein bisschen angefreundet – ich denke, wir führen so etwas wie eine WG-Beziehung. Mein Buch ist kein Riesenerfolg geworden. Aber es hat sicherlich einiges dazu beigetragen, dass ab März regelmäßig Workshop-Anfragen in mein Postfach flatterten. Und es bietet einen niedrigschwelligen und kostengünstigen Einstieg in das Thema – auch für Menschen, die sich keinen Workshop oder individuelle Beratung leisten können.

Zwei Bilder: Links hält Lucia ihr Buch „Richtig gendern für Dummies“ in der Hand und grinst aufgeregt in die Kamera. Rechts ist das Buch noch einmal von Nahem zu sehen.

Von Chancen und Scheitern

Die nächsten Monate verliefen durchwachsen. Im April startete ich mit dem dritten Themenmonat „Mental Health“ in ein für mich sehr persönliches, nahes Thema. Ein tolles Insta-Live-Gespräch mit Alexandra Perlowa zeigte mir aber auch, wie bereichernd es sein kann, Erfahrungen zu teilen und sich gemeinsam für wichtige Themen einzusetzen.

Im April fing ich außerdem an, ein Gender-Studies-Seminar an der Uni zu besuchen. Ich gab mein erstes Texterclub-Seminar und hielt weitere Workshops sowie Vorträge. Mehrmals erhielt ich interessante Anfragen für Fernsehbeiträge, aus denen jedoch nie etwas wurde. Genauso ging es mir auch mit Auftragsanfragen – was normal ist, weil viele Unternehmen mehrere Angebote einholen. In der Fülle hatte ich dennoch ein Gefühl von Dauerscheitern, auch wenn das nicht ganz der Realität entsprach. Schließlich hatte ich meine Tätigkeit als Trainerin noch nicht einmal auf meiner Website kommuniziert und trotzdem genug zu tun.

In dieser Zeit nahm mich dann auch noch das Privatleben stark ein – ich musste und wollte mich viel um meine Partnerin kümmern, der es nicht gut ging, fuhr viel hin und her zwischen Hamburg und Berlin. Und fühlte mich zunehmend ausgelaugt.

Der Mai war der letzte offizielle Themenmonat „Websites diversity-sensibel gestalten“. Anschließend griff ich verschiedene Themen auf wie den Pride-Month, die Liebe, Barrierefreiheit in sozialen Medien sowie meine Arbeit und Rolle als Trainerin. Im Juni und Juli hatte ich viel zu tun und immer weniger Energie – und war pünktlich zur Sommerpause mehr als urlaubsreif.

Sommerpause, neues Design und neue Pläne

Ab August begannen für mich fünf Wochen Social-Media-Pause auf allen Arbeitskanälen. Wie dringend die nötig war, merkte ich erst währenddessen. Der Fokus auf das Online-Dasein, Social-Media-Dynamiken und der Umgang der Menschen dort miteinander hatten mich zermürbt. Ich hatte mich ganz verloren in der virtuellen Welt und so ging es durch die Pandemie scheinbar vielen. Und gleichzeitig ist diese Welt ein ganz realer Teil unseres Lebens, der sozialen Kontakte und Teilhabe, die für einige (und jetzt viel mehr) Menschen in der physischen Welt gar nicht oder nur eingeschränkt möglich sind.

Weil das auch mir so geht, fühlte ich mich während meiner Pause auch ab und zu einsam, abgeschnitten und als würde ich etwas verpassen. Im Großen und Ganzen war es für mich jedoch eine gute Idee, auch mal bewusst alles Äußere abzuschalten und mich nach innen zu wenden. Drei Wochen arbeitete ich an einigen Aufträgen, der weiteren Planung und bekam mein neues Corporate-Design von kadi von studiokwi. Die übrigen beiden Wochen machte ich Urlaub. Ich besuchte meine Großeltern und sah meinen Opa zum letzten Mal in diesem Leben. Mit Anna verbrachte ich einige Tage in Berlin und Anfang September machten wir Urlaub in der Sächsischen Schweiz – mein absolutes Jahreshighlight. Danach hatte ich das Gefühl, wieder etwas besser atmen zu können. Mein Kalender füllte sich mit Workshopterminen und ich war motiviert, wieder loszulegen.

Ausblick von den Schrammsteinen in der Sächsischen Schweiz auf Felsen, Wald und einen neblig bewölkten Himmel.

Ein arbeits- und erfahrungsreicher Herbst

Nach meiner Social-Media-Pause startete ich mit neuem Design und konkreten Plänen in den September. Insgesamt waren für die letzten vier Monate des Jahres zehn Workshops geplant – nicht nur zum Gendern, sondern auch zu Vielfalt wertschätzender Kommunikation. Ich fühlte mich inzwischen schon viel sicherer als Online-Trainerin und die Arbeit machte mir viel Spaß.

Ende September bekam ich etwas unerwartet die Zusage für das Brückensteine-Fellowship AWAKE – ein ehrenamtliches Projekt, in dessen Rahmen wir Projekte für Careleaver*innen realisieren wollen. Careleaver*innen sind übrigens Menschen, die wie ich selbst eine Zeit lang in einer Jugendhilfeeinrichtung gelebt haben, also z. B. in einem Heim, einer Wohngruppe oder einer Pflegefamilie. Anfang Oktober fand bereits das erste Retreat in Leipzig statt. Das Projekt wird mich 2022 weiter beschäftigen, und weil es viel mit Diversity zu tun hat, auch Thema meiner Arbeit sein. Vor allem aber erlebe ich es als eine Reise zu einem Teil meiner Vergangenheit, den ich fast zehn Jahre lang den meisten verschwiegen habe.

Wieder ein Ende mit Schrecken

Mitte Oktober begann meine Partnerin ihren dreimonatigen Klinikaufenthalt. Die Erleichterung lässt oft erst spüren, wie anstrengend die Zeit bis dahin war. Im November passierte arbeitsmäßig nicht allzu viel. Privat machte ich mich auf die Suche nach Unterstützung. Und Anfang Dezember kam der Trauerfall, der mich endgültig aus dem Alltag riss und zur nächsten Pause zwang. Einen Monat lang bin ich mehr oder weniger untergetaucht, habe trotzdem noch zwei Workshops gehalten und die wichtigsten Arbeiten erledigt – aber eben auch langsamer und weniger gemacht. In dieser Situation half es, dass ich seit der Sommerpause ein separates Arbeitshandy auch für die Social-Media-Kanäle habe, das ich einfach ausschalten konnte.

Wie viele große Ereignisse hat auch dieses erstmal alles durcheinandergebracht, mich ordentlich geschüttelt – und jetzt geht es ans Neusortieren. Alles, was ich 2021 gelernt habe, darf jetzt in das kommende Jahr einfließen und den Kurs mitbestimmen, den ich aufnehme. Denn weiter geht es immer, die Zeit ist unerbittlich und bleibt niemals einfach stehen.

Meine wichtigsten Learnings im Überblick

Was für ein Jahr! Hast du ähnliches erlebt? Oder ganz andere Erfahrungen gemacht? Was hast du gelernt? In loser Zusammenfassung liste ich dir hier noch einmal meine größten Lernmomente auf:

Lucia schaut in die Kamera, sie trägt Make-up in ihren neuen Brandingfarben: Pinkfarbenen Lidstrich, beigen Lidschatten und beige-blauen Lippenstift. Außerdem pink lackierte Fingernägel und ein dunkelblaues T-Shirt.

  • Fehler sind Chancen, aus denen etwas völlig Neues erblühen kann.
  • Die Arbeit als Diversity-Trainerin macht mir Spaß, ich bekomme tolles Feedback und sie scheint mir zu liegen.
  • Ich möchte gerne mehr mit anderen Menschen zusammenarbeiten, Bündnisse schließen und Projekte im Team realisieren.
  • Ich brauche (Social-Media-)Pausen und konkreter geplante Urlaubszeiten, um nicht auszubrennen.
  • Das Miteinander im Internet muss und darf hinterfragt werden, aber die Sache ist komplexer und differenzierter als sie sich in den sozialen Medien darstellen lässt.
  • Auch wenn keine Perspektive in Sicht ist, kann immer etwas Unerwartetes passieren.
  • Wo es dunkel ist, lässt sich immer auch etwas Glitzer einstreuen, kleine Hoffnungsschimmer, die den weiteren Weg weisen und an denen wir uns festhalten können.

Ausblick auf 2022

Ich weiß nicht, ob es dir auch so geht. Aber mir fällt es dieses Jahr richtig schwer, etwas zu planen. Alles wirkt ungewiss und durcheinander. Der Fokus ist mir abhandengekommen und ich muss ihn erst neu ausrichten. Ein bisschen mehr Klarheit habe ich durch die Rückschau und in den letzten Tagen jedoch gewonnen. Das kannst du im neuen Jahr von mir als Texterin und Diversity-Trainerin erwarten:

  • Die neuen Termine meiner offenen Gendern-leicht-gemacht-Workshops für 2022 sind bereits online und buchbar – melde dich gleich an!
  • Weitere offene Workshops zur Einführung in Diversity und Vielfalt wertschätzenden Kommunikation sind in Planung.
  • Meine Website wird endlich einen Relaunch erhalten.
  • Ich werde eine zweite Trainer*innen-Ausbildung absolvieren.
  • Gerne unterstütze ich dich mit Texten, Training und Beratung mit Fokus auf wertschätzende Sprache und respektvolle Kommunikation.
  • Themen wie seelische Gesundheit und Careleaving/Jugendhilfeerfahrungen werden eine größere Rolle in meinem Leben und Arbeiten spielen.
  • Zusammen mit hoffentlich vielen anderen tollen Menschen darf ich an einem weiteren Büchlein mitwirken.
  • Ein achtsames und erfülltes Privatleben wird hoffentlich auch die Qualität meiner Arbeit steigern können.

Und nicht zuletzt gilt: Je weniger gut geplant das Jahr ist, desto mehr Platz bleibt für Überraschungen! Schließlich läuft das Leben ohnehin nicht so, wie es in meinem Kalender steht. Loslassen, Einlassen, Öffnen – das werden wohl meine Schlagwörter für 2022 sein. Wenn du mich dabei begleiten möchtest, abonniere gerne meinen Newsletter und bleibe immer auf dem aktuellen Stand:

Jetzt bist du dran: Erzähl mir gerne in den Kommentaren von deinem letzten Jahr und deinen Plänen für 2022!

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