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Tipps zum Umgang mit Skepsis, Hate & Gegenwind zu Diversity- & Gender-Themen

Auf hellblauem Hintergrund steht: Was tun bei Skepsis, Hate & Gegenwind zu Gendern & Diversity? HIntergrundbild: Ein Stuhlkreis aus hellbraunen Holzstühlen, auf dem Boden eine Kaffeetasse, über einem Stuhl hängt eine dunkle Jacke. Rechts oben das LCR-Logo in Dunkelblau

Zuletzt geändert am 13. Juni 2023

Beschäftigst du dich mit Gendern und Diversity, sind Hate, Kritik und Widerstand nicht weit. Vor allem online, aber auch im persönlichen Kontakt kann dich das schon mal in unangenehme Situationen bringen. Wie grenze ich mich davon ab? Wann lohnt es sich, zu diskutieren? Welche Argumente kann ich nutzen? Und wann darf ich einen Schlussstrich ziehen, wenn mich die Aussagen meines Gegenübers sehr belasten?

Diese Fragen stellen mir Teilnehmende meiner Diversity-Trainings immer wieder. Zusammen haben wir in zahlreichen Workshops und verschiedenen Branchen einige hilfreiche Strategien entwickelt, mit dem großen Widerstand gegen Diversity-Themen umzugehen. Aber auch die eigenen inneren Skeptischen und Kritischen im Zaum zu halten, will gelernt sein. Außerdem haben viele meiner Kund*innen Sorge, von Aktivist*innen und Betroffenen zurechtgewiesen und im schlimmsten Falle „gecancelt“ zu werden.

Unabhängig davon, wie realistisch diese Befürchtungen tatsächlich sind, finde ich solche Gedanken oder Ängste nachvollziehbar und verständlich – die habe ich selbst auch. In diesem Artikel möchte ich dir deshalb einige Beobachtungen, Strategien und Tipps für den Umgang mit Widerstand bei Gendern- und Diversity-Themen mitgeben, die mir und meinen Trainees im Alltag helfen.

Überblick:

Was kann passieren, wenn du dich öffentlich für Gendern und Diversity positionierst?

Wenn du dich öffentlich, innerhalb deiner Organisation oder auch privat für Gendern, Diversity und Inklusion einsetzt, tust du das bestenfalls aus Überzeugung, weil du das selbst möchtest. Vielleicht gibt es von deinen Arbeitgebenden aus aber auch Vorgaben oder Richtlinien, an die du dich halten musst: Du sollst gendern, diskriminierende Formulierungen vermeiden oder deine Kommunikation barrierearm gestalten.

Ist das Thema neu für dich, hast du vielleicht Angst, etwas falsch zu machen oder jemanden zu verärgern. Die hitzigen medialen Debatten und Shitstorms übers Gendern und andere Diversity-Themen sind sicher nicht an dir vorbeigegangen. Und wenn du dich schon länger mit Vielfalt wertschätzender Kommunikation und inklusiver Sprache auseinandersetzt, hast du womöglich selbst schon Situationen erlebt, in denen du dich rechtfertigen musstest oder angegriffen wurdest.

Leider kannst du tatsächlich mit gewissen Konsequenzen rechnen, wenn du dich mit diversitysensiblen und diskriminierungsarmen Kommunikationsweisen beschäftigst. Dazu zählen folgende:

  • Du wirst „Fehler“ machen – bzw. anders handeln, als du oder andere Menschen es von dir erwarten.
  • Online kannst du Hate-Kommentaren oder Shitstorms ausgesetzt sein – je nach Reichweite, Hashtags und Content.
  • Im beruflichen und privaten Umfeld wirst du vielleicht auf Ablehnung, Skepsis und Widerstände stoßen.
  • Das Thema kann deine Beziehungen belasten, wenn eure Werte nicht übereinstimmen und keine ausreichende Abgrenzung gelingt.
  • Du wirst anfangs vielleicht frustriert sein, weil du dir wünschst, dass sich alle Menschen so sehr für Diversity-Themen interessieren wie du.
  • Vielleicht fühlst du dich manchmal unsicher oder ermüdet von den Themen und der Art der Diskussionen in den (sozialen) Medien.
  • Wenn du einen Fehler machst, kann es sein, dass du dafür sehr hart angegangen wirst – aber auch das geht vorbei, und du wirst nicht gleich gecancelt, wenn du menschlich mit der Sache umgehst.
  • Belästigung, Stalking, Hausbesuche oder Gewalt kommen vor, sind aber nicht die Regel und selten, wenn du nicht gerade eine riesige Reichweite hast und achtsam mit deinen Daten umgehst.

Angst vor Skepsis, Hate und Widerständen? Warum Austausch wichtig ist

„Angst ist ein großes Wort…“, sage ich in meinen Workshops immer, wenn die Folie mit dieser Frage an der Wand erscheint. „Aber wer von euch hat sich schon mal Sorgen darüber gemacht, mit dem Gendern auf Gegenwind zu stoßen? Wer hat vielleicht schon mal eine Erfahrung mit Skepsis oder Hate gemacht? Mal Hand hoch!“ Meist hebt sich ein Großteil der Hände. Dann setze ich mich mit in den Stuhlkreis und sage: „Das wirkt jetzt für manche vielleicht ein bisschen komisch. Aber es ist wirklich wichtig und hilfreich, über diese Gefühle und Erfahrungen zu sprechen.“

Nimm dir doch jetzt gleich mal einen Moment Zeit und schreibe deine Erfahrungen auf!

Schreiblinien in Dunkelblau auf beigem Untergrund. Die Überschrift lautet Notizen. Unten rechts ist ein Füller abgebildet in Dunkelblau und Pink.

Mit wem könntest du darüber sprechen? Sich mit dem Thema nicht allein zu fühlen, kann sehr bereichernd sein. Such dir ein paar Kolleg*innen, Business-Freund*innen oder Menschen im privaten Umfeld, die dich verstehen. Hier sind einige Reflexionsfragen für den Austausch:

  • Wann hast du schon mal ein mulmiges Gefühl gehabt oder dich nicht getraut, einen gegenderten Text zu veröffentlichen oder über ein Diversity-Thema zu sprechen?
  • Wie hast du dich gefühlt, wenn das Thema mal wieder durch die Medien ging oder du in deinem Umfeld mit Skepsis, Hate und Gegenwind konfrontiert wurdest?
  • Wie bist du mit du mit dieser Situation und deinen Gefühlen umgegangen?
  • Welche Strategien hast du oder habt ihr als Unternehmen entwickelt für den Umgang mit solchen Situationen?

Teilnehmende meiner Workshops finden diese Leute oft in der Gruppe. Sie tauschen sich auch später noch über ihre Erfahrungen aus und fragen einander: Wie würdest du jetzt damit umgehen? Eine Austauschrunde nur zum Umgang mit Hate, Skepsis und Gegenwind findet zum Beispiel bald im Rahmen meiner „Richtig gendern – Summer School“ statt.

Tipps bei Hate zu Gendern und Vielfalt wertschätzender Kommunikation

Große Unternehmen haben ein Community-Management und Community-Guidelines, in denen sie bestimmte Regeln zum Umgang mit Hate-Kommentaren festlegen können. Das haben Einzelpersonen nicht. Falls du jedoch Einzelunternehmer*in, Aktivist*in oder einfach Privatperson bist, darfst du natürlich trotzdem deine eigenen Regeln aufstellen:

  • Formuliere eine Standardantwort für sich wiederholende ähnliche Kommentare, in der du zum Beispiel deine Haltung darlegst und auf Community-Guidelines oder deine persönlichen Grenzen verweist.
  • Lege fest, ab welchem Punkt du (Hate-)Kommentare löschst – zum Beispiel bei Beleidigungen oder persönlichen Angriffen und Drohungen. Du kannst bei den meisten Social-Media-Plattformen auch bestimmte Worte herausfiltern, sodass Kommentare gar nicht erst angezeigt werden, die diese Worte enthalten.
  • Lass dich von Kolleg*innen oder deiner Community unterstützen. Frage um Rat, wenn du nicht weißt, wie du mit einem Kommentar umgehen sollst. Oder bitte sie darum, dir beim Argumentieren in der Kommentarspalte zu helfen.

Achte dabei immer auf dich selbst! Es ist toll, wenn du in die Diskussion gehen und krasse Kommentare nicht einfach so stehen lassen möchtest. Die Aussagen mancher Gegner*innen des Genderns und der inklusiven Sprache können und dürfen dich aber auch belasten. Besonders, wenn du selbst marginalisierten Gruppen angehörst.

Es ist okay, da nicht drüberzustehen. Es ist okay, sich schlecht zu fühlen. Es ist okay, einen Kommentar zu ignorieren, ein Gespräch abzubrechen, einen Stressball an die Wand zu werfen oder ein Tränchen zu verdrücken.

Mit Skeptiker*innen und Gegenwind umgehen – im beruflichen Umfeld und privat

Wenn du einem Menschen direkt gegenüberstehst, ist es nicht so einfach, schnell mal eine vorformulierte Standardantwort aufzusagen. Auch Weggehen und den Konflikt „löschen“ ist meist nicht möglich. Gerade im beruflichen Umfeld oder in für dich wichtigen Beziehungen ist dir sicherlich daran gelegen, einen positiven Umgang mit euren unterschiedlichen Haltungen zu finden. Doch niemand kann dir sagen, wie du „richtig“ oder „falsch“ mit so einer Situation umgehst. Das liegt ganz bei dir, deinen Werten und Grenzen, Bedürfnissen und dem, was du bereit bist, für die Beziehung zu geben.

Du kannst niemanden dazu zwingen, von denselben Dingen überzeugt zu sein wie du. Du darfst dich abgrenzen, Menschen gehen lassen, das Thema ruhen lassen, deine Haltung ausdrücken und Argumente an die andere Person herantragen. Du kannst dir Verständnis, Respekt oder Entgegenkommen wünschen und um Verhaltensänderungen bitten. Was dein Gegenüber daraus macht, liegt jedoch nicht bei dir.

Nehmen wir an, du bekommst es bei den Themen Gendern und Diversity mit Widerstand und Gegenwind zu tun oder möchtest jemanden auf ein bestimmtes Verhalten ansprechen. Dazu bieten sich zum Beispiel die Grundsätze der Gewaltfreien Kommunikation (GfK) nach Marshall B. Rosenberg an:

  • Beobachten: Sage deinem Gegenüber, was du beobachtest: Beschreibe urteilsfrei, was gerade passiert ist.
  • Gefühle: Sprich aus, was du in dieser Situation fühlst oder gefühlt hast. Reagierst du auf eine Aussage der anderen Person, frage sie, wie sie sich fühlt. Weiß sie es selbst nicht so genau, kannst du Vermutungen anstellen wie „Fühlst du dich vielleicht gerade wütend?“
  • Bedürfnisse: Drücke aus, was dir in der Situation wichtig ist und was du brauchst. Oder: Frage die Person, welche Bedürfnisse bei ihr hinter den Gefühlen stecken.
  • Bitten: Sage deinem Gegenüber, was du dir von ihm wünschst – formuliere deine Bitte so konkret wie möglich. Oder: Frage die Person, was sie sich wünscht oder um was sie dich bitten möchte.

Beispiele, Konflikte rund um Gendern & Diversity mit GfK zu besprechen

In diesem Abschnitt möchte ich dir zwei Beispieldialoge zeigen, wie sich Gewaltfreie Kommunikation anwenden lässt, um Konflikte bezüglich Diversity und Gendern zu lösen. Ich habe selbst erst vor Kurzem angefangen, mich intensiver mit der GfK zu beschäftigen. Wenn hier also nicht alles zu 100 % den Grundsätzen entspricht, liegt es daran. Aber im persönlichen Gespräch ist es ja auch normal, nicht stur nach einem Schema zu kommunizieren.

Nimm das Folgende also als Anregung und Inspiration, aber setz dich nicht unter Druck. Du musst nicht jede Situation so ausführlich besprechen. Wenn du selbst betroffen bist und dich das Gespräch belasten würde, du einen schlechten Tag hast oder dir schlichtweg die Zeit fehlt, ist es natürlich vollkommen in Ordnung, zu sagen: „Du, ich sehe das anders, aber ich habe gerade nicht die Kraft, das mit dir zu diskutieren. Lass uns über was anderes sprechen./Ich gehe jetzt nach Hause./Wir können zu einem anderen Zeitpunkt darüber reden.“

So könntest du eine Person ansprechen, deren Verhalten du nicht in Ordnung findest:

Person: „Das Minderheiten gleiche Rechte haben sollen, schön und gut. Aber diese ganze Gendersprache usw. brauchen wir meiner Meinung nach nicht. Sprache soll doch von der Mehrheit verstanden werden. Da jede Minderheit auch noch irgendwie mit zu berücksichtigen, finde ich wirklich unwichtig. Es geht hier schließlich um 0,1 % der Leute oder so.“

Du: „Wenn du sagst, du findest es unwichtig, Minderheiten sprachlich zu berücksichtigen, werde ich traurig und frustriert. Denn mir ist wichtig, dass alle Menschen gleichberechtigt sind, und das möchte ich auch sprachlich ausdrücken. Außerdem gehöre ich selbst einer Minderheit an. Wenn ich höre, dass es nicht wichtig ist, Minderheiten wie mich sprachlich zu berücksichtigen, fühle ich mich wütend und hilflos. Denn ich bin der Meinung, dass ich denselben Respekt verdiene wie Menschen, die der Mehrheitsgesellschaft angehören. Wärst du trotz deiner Einstellung bereit, mit mir ein Seminar zu Vielfalt wertschätzender Kommunikation zu besuchen? Vielleicht können wir uns danach nochmal über das Thema unterhalten und schauen, ob sich etwas verändert hat.“

So könntest du mit einer Person sprechen, die skeptisch ist:

Person: „Ich gendere nicht. Das ist mir viel zu kompliziert. Wie soll ich da noch kreativ sein, wenn ich jedes Mal drauf achten muss, niemanden vor den Kopf zu stoßen? Und diese ganzen Sternchen… der Text ist doch überhaupt nicht mehr lesbar dann und schreiben lässt sich so auch nicht entspannt. Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen sollte.“

Du: „Wenn du sagst, das Gendern ist dir zu kompliziert und du weißt gar nicht, wo du anfangen sollst – fühlst du dich da unsicher und überfordert?“

Person: „Ja, ich weiß gar nicht, wie ich das angehen soll. Ich will ja auch nichts falsch machen und meinen Kunden lesbare Texte liefern.“

Du: „Bist du also besorgt, weil du deine Arbeit so erledigen möchtest, dass deine Kund*innen zufrieden sind und dich wieder buchen?“

Person: „Ja.“

Du: „Und wenn du dich fragst, wie du beim Gendern noch kreativ sein sollst, bist du dann frustriert, weil dir das Schreiben so weniger Spaß macht und du dich dabei mehr anstrengen musst?“

Person: „Ja! Ich finde es ja total gut, dass du dich zum Beispiel so für Geschlechtergerechtigkeit einsetzt und ich finde auch gut, als Leserin oder Kundin angesprochen zu werden. Aber das mit den Gendersternchen in jedem zweiten Wort ist einfach nur ein Krampf!“

Du: „Dir ist es also grundsätzlich wichtig, gendergerecht zu kommunizieren, aber mit dem Gendersternchen hast du so deine Schwierigkeiten?“

Person: „So ist es.“

Du: „Würde es dir helfen, wenn ich dir einen Link zu einem Artikel mit Strategien für lesbares Gendern schicke, die dir dabei helfen, gendergerecht zu schreiben, ohne so viele Sternchen zu benutzen?“

Person: „Gerne, schick mir bitte den Link!“

 

Foto von drei Menschen, von denen nur Oberkörper und gestikulierende Hände zu sehen sind.

Wenn es nicht klappt:

Die wenigsten von uns sind wahrscheinlich so gelassen, dass es ihnen immer gelingt, im Konflikt auf wertschätzende, ruhige und geduldige Weise mit dem Gegenüber zu kommunizieren. Gerade bei so emotionalen Themen wie Gendern und Diversity ist das nicht so einfach. Wir sind auch nicht dazu verpflichtet, immer „lieb“ zu sein – Stichwort Tone-Policing. Ich fand es ziemlich cool, zu lesen, dass es in der GfK auch das Konzept des gewaltfreien Schreiens gibt. Du könntest im ersten Beispiel also auch laut rufen: „Ich bin so wütend und frustriert, wenn ich höre, dass du es unwichtig findest, Minderheiten sprachlich zu berücksichtigen! Ich gehöre einer Minderheit an! Und ich verdiene denselben Respekt wie alle anderen auch! So, und jetzt will ich meine Ruhe haben. Ich beende das Gespräch jetzt und gehe nach Hause zu meinen Katzen!!“

Im echten Leben wirst du vielleicht noch ganz andere Dinge sagen. Auch das ist menschlich und in Ordnung. Du kannst die Situation später auch für dich reflektieren, ohne mit der Person zu sprechen. Schau, was die Situation in dir ausgelöst hat, wie es dir damit geht und was du jetzt brauchst. Gerade bei Themen, die dich selbst betreffen und dir nahegehen, ist es wichtig, auf dich zu achten. Nur wenn es dir gut genug geht, kannst du dich energiegeladen für deine Werte einsetzen und bei der nächsten ähnlichen Situation vielleicht wieder ein ausführlicheres Gespräch führen und deine Argumente anbringen.

Deine inneren Hater, Konservativen, Skeptiker*innen und Widerständigen

Wir alle tragen unbewusste Vorurteile in unsden Unconscious Bias. Sie entstehen durch unsere individuellen Prägungen, unsere Sozialisierung, Erziehung, Kultur, Bildung, das mediale Umfeld usw. Wir alle haben deshalb auch bestimmte Gewohnheiten, Anteile und Widerstände in uns, die Veränderung grundsätzlich erschweren. Deshalb ist der erste und wichtigste Schritt bei der Auseinandersetzung mit Diversity der Blick nach innen.

Auf andere und deren Fehler zu gucken, ist immer leichter. Auch wenn eine offene, inklusive und Vielfalt wertschätzende Haltung zu deinen Werten zählt, heißt das jedoch nicht automatisch, dass du keine inneren Widersacher hast oder dein Unconscious Bias verschwindet. Das geht gar nicht! Du kannst deine früheren Prägungen nicht einfach löschen. Aber du hast die Möglichkeit, sie zu hinterfragen und die Vorurteile, die automatisch als erstes in deinem Kopf anspringen, zu korrigieren.

Was das bedeutet? Du darfst dich viel mit dir selbst beschäftigen, den verschiedenen Teilen in dir achtsam zuhören und im Prinzip genauso mit ihnen kommunizieren, wie ich es für die Gespräche mit äußeren Bezugspersonen dargestellt habe.

Zeichnung einer Glühbirne, in der sich ein Gehirn in bunten Farben und Zahnräder befinden.

Sich selbst zuhören und beobachten

Was sagen meine inneren skeptischen und widerständigen Anteile? Hier ein paar Beispiele:

  1. „Mit dem Gendern als beruflichem Thema hast du dir jede Chance verspielt, jemals ernstgenommen zu werden.“
  2. „Was, das Wort soll diskriminierend sein? Nun hört’s aber wirklich auf!“
  3. „Ich hab grad echt keine Lust, mich auch noch mit diesem Thema auseinanderzusetzen, wirklich, ich kann nicht mehr.“
  4. „Ich hab’s auch schwer! Ich bin auch marginalisiert! Niemand sieht meine Probleme!“
  5. „Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Außerhalb der Bubble interessiert das Thema doch eh niemanden. Lass uns aufgeben.“
  6. „Ich hab’s satt, ständig in eine Schublade gesteckt und angefeindet zu werden.“
  7. „Ist es wirklich sinnvoll, was wir hier machen?“

Du kannst ja mal ergänzen, was deine inneren Stimmen dir so erzählen. Hör ihnen zu, ohne sie zu bewerten oder gleich zurechtzuweisen. Schau auch, welche Gegenstimmen es gibt und was die sagen. Zum Beispiel:

  1. „Du hast schon so viele Workshops zum Gendern gegeben, nach denen Teilnehmende dir gesagt haben, wie hilfreich und wertvoll sie deine Arbeit finden. Du zeigst Menschen, die gerne gendern wollen, welche Strategien sie dabei anwenden können. Wer nicht gendern möchte, soll es eben lassen, auf die herablassenden Kommentare brauchst du ja nicht einzugehen.“
  2. „Okay, ich schau mir erstmal die heimliche Botschaft an, die hinter dem Wort steckt … ach, das ist ja wirklich nicht so cool. Vielleicht gibt es ja Alternativen, die ich stattdessen sagen könnte …“
  3. „Du hast gerade eine anstrengende Phase und möchtest dich im Moment nicht mit dem Thema auseinandersetzen. Wie wäre es, wenn du das Wochenende nutzt, um dich mal richtig zu entspannen? Danach hast du vielleicht wieder mehr Energie.“

Die verschiedenen Anteile wertschätzen und Lösungen finden

Hör dir alle Meinungen deines „inneren Teams“ an und überlege, welche Gefühle und Bedürfnisse dahinterstecken. Meistens geht es gar nicht um das Diversity-Thema, das Gendern oder die neue diskriminierende Formulierung an sich. Veränderungen und Perspektivwechsel lösen nun mal häufig Ängste oder Unbehagen aus. Vielleicht sorgst du dich unbewusst, dass dir etwas weggenommen wird, deine Bedürfnisse nicht mehr ausreichend erfüllt werden oder du einen unbequemen Weg einschlagen musst. Bei genauerem Hinsehen erkennst du womöglich, was du noch brauchst, um die Veränderung umzusetzen.

Oder du stellst fest, dass eigentlich etwas ganz anderes deinen Widerstand verursacht und die Diversity-Sache nur Stellvertreterin oder Anlassgebende ist. Vielleicht merkst du auch, dass du dich mit dem Thema nur auseinandersetzt, weil du dich dazu gezwungen fühlst, und nicht aus Überzeugung und intrinsischer Veränderungsmotivation handelst. Dann lohnt es sich, deine Werte noch einmal zu überprüfen, dich besser über das Thema zu informieren und noch mal genau zu schauen, was du selbst eigentlich willst.

Was tun, wenn ich einen Fehler mache und kritisiert werde?

Viele Teilnehmende meiner Workshops haben Angst, Fehler zu machen, wenn sie sich öffentlich für Gendern und Diversity positionieren. Fehler sind menschlich und es ist sehr wahrscheinlich, dass du nicht immer so handelst, wie du es gerne würdest. Die Frage ist doch, was du daraus machst: Willst du dich verurteilen oder aus Angst vor Fehlern gar nicht erst aktiv werden? Oder siehst du Fehler als Chance und Lernerfahrung, die dich im Leben weiterbringt? Ich habe auf meinem Blog schon mal einen ausführlichen Artikel darüber geschrieben, wie du wertschätzend mit Fehlern umgehen kannst. Lies gerne mal rein!

Meine Inspiration/zum Weiterlesen:

Ich hoffe, du kannst aus meinem Artikel ein paar Strategien und Wege mitnehmen, die dir den Umgang mit Skepsis, Hate und Gegenwind erleichtern – nicht nur in Bezug auf Gendern und Diversity. Alle Tipps wende ich selbst an, viele sind durch Learning by Doing oder durch den Austausch mit anderen entstanden. Anderes habe ich durch meine Weiterbildungen und Bücher gelernt. Hier sind ein paar Ressourcen für dich, die sich näher mit den Themen aus dem Artikel beschäftigen:

  • Buch: „Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens“ von Marshall B. Rosenberg
  • Buch: „Miteinander reden: 3. Das „Innere Team“ und situationsgerechte Kommunikation“ von Friedemann Schulz von Thun
  • Werteliste
  • Liste mit Gefühlen & Bedürfnissen

 

 

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