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9 Annahmen und Vorurteile über das Gendern

Zuletzt geändert am 13. Januar 2022


Mit der geschlechtergerechten Sprache ist es so eine Sache: Die einen feiern, andere verachten sie. Viele Menschen wollen bewusst Vielfalt wertschätzen, haben aber Vorbehalte und Annahmen zum Thema Gendern, die sie zurückschrecken lassen. Zusammen mit Silvana von Schmidt Lektorate habe ich mir einige Annahmen und Vorurteile über das Gendern einmal genauer angesehen. Wir haben sie zuerst für Instagram humorvoll aufbereitet und erklären sie dir hier ganz ausführlich.

Silvana hat Gender Studies studiert und kennt sich daher gut mit den theoretischen Hintergründen geschlechtergerechter Sprache aus. Als Freiberuflerin lektoriert sie vor allem Bücher, aber auch wissenschaftliche Arbeiten. Ihr Know-how ist die perfekte Ergänzung zu meinen praktischen Erfahrungen in der Arbeit mit meinen Kund*innen an ihren Texten!

1. Gendern macht die deutsche Sprache kaputt

SILVANA: Sprache verändert sich immer wieder und ist deshalb ganz stark abhängig davon, wie eine Gesellschaft (also die Menschen, die in ihrer Kommunikation Sprache verwenden) sich entwickelt. Das betrifft nicht nur Diskussionen rund um die gendersensible Sprache, sondern auch Dialekte, Akzente, bestimmte Redewendungen oder Begriffe. Weil etwas anders ist, ist es aber nicht unbedingt kaputt. So wie wir heute „junge Frau“ statt „holde Maid“ sagen, achten wir auch zunehmend auf Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache. Wer weiß: vielleicht wird es den Generationen nach uns einmal total absurd vorkommen, dass wir jemals nicht gegendert haben.

2. Es gibt nur zwei Geschlechter

LUCIA: Mag ja sein, dass du bisher noch keine nichtbinäre Person getroffen hast. Das heißt aber noch lange nicht, dass es sie deshalb auch nicht gibt. Die Argumentation ist ja auch irgendwie unschlüssig. Schließlich würde es die dritte Geschlechtsoption „divers“ nicht geben, wenn sie niemand gefordert hätte. Nichtbinär sind Menschen, die ein Geschlecht außerhalb des binären Systems von Mann und Frau haben. Sie können zum Beispiel kein Geschlecht, ein Zwischengeschlecht oder auch ein wechselndes Geschlecht haben. Egal, was du davon hältst: Es ist eine Form von Respekt und Wertschätzung, die Selbstbezeichnung einer Person zu akzeptieren und sie entsprechend anzusprechen. Und deshalb ist geschlechtergerechte Sprache wichtig – für alle.

3. Das generische Maskulinum meint doch alle Geschlechter mit

SILVANA: Bestimmt sind dir auch schon Fußnoten aufgefallen, in denen es heißt: „Frauen sind selbstverständlich mitgemeint!“ Auch in Diskussionen zur gendersensiblen Sprache fällt dieses Argument häufig. Dahinter stecken sicherlich keine bösen Absichten; tatsächlich wird ja in vollkommen unterschiedlichen Situationen auf das generische Maskulinum zurückgegriffen – damit werden aber ganze Gruppen beschrieben, die sich aus Personen mit unterschiedlichen Geschlechtern zusammensetzen. Wo es das Wort „Student“ gibt, gibt es allerdings auch das Wort „Studentin“. Deshalb lässt sich berechtigterweise fragen, warum wir in unseren Texten Menschen mitmeinen sollten, statt einfach zu sagen, was wir wirklich meinen. Denn genau dafür ist Sprache ja da!

Übrigens: Inzwischen ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass wir das generische Maskulinum – anders als häufig angenommen – überhaupt nicht neutral lesen. Das ergab schon 2008 eine Studie von Forscher*innen aus Norwegen, Großbritannien und der Schweiz.

4. Gendern widerspricht der amtlichen Rechtschreibung

LUCIA: Stimmt! Bisher sind Formen geschlechtergerechter Sprache wie Binnen-I oder Sternchen nach amtlicher Rechtschreibung nicht korrekt. Diese ist jedoch nur für Ämter und Behörden, manche Bildungseinrichtungen und die Justiz verpflichtend. In der Alltagssprache sind viele Arten zu gendern längst zur Gewohnheit geworden. Solange deine Zielgruppe weiß, was gemeint ist, oder du es erklärst, kannst du deine Texte also trotz Rechtschreibregeln gendern. Außerdem: Sprache verändert sich – und somit auch ihr Regelwerk. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass das Gendersternchen eines Tages auch als Grammatikregel im Duden zu finden sein wird.

5. Wer gendert, schreit nur nach Aufmerksamkeit

SILVANA: An diesem Vorurteil ist was dran. Wer gendersensible Sprache für wichtig hält, möchte tatsächlich die Aufmerksamkeit auf etwas lenken. Allerdings nicht unbedingt auf die eigene Person, sondern vielmehr auf die Tatsache, dass es in dieser Welt nicht nur Männer gibt und das generische Maskulinum andere Geschlechter ausschließt. Um diese Ausschlüsse möglichst gering zu halten, setzen sich Feminist*innen für eine inklusivere und gendersensible Sprache ein.

6. Meine Kund*innen wollen das eh nicht

LUCIA: Stimmt, nicht alle Kund*innen wollen, dass ihre Texte gegendert sind. Manche legen jedoch großen Wert darauf. Ob du in einem Text geschlechtergerechte Sprache verwendet solltest, hängt aber immer auch von der Endzielgruppe ab. Ältere und konservative Zielgruppen sind mit den meisten Arten zu gendern nicht so vertraut oder stehen ihnen skeptisch gegenüber. Da kannst du aber zumindest auf die Paarform zurückgreifen, also „Kundinnen und Kunden“. Dasselbe gilt für Nichterstsprachler*innen und in barrierefreien Texten. Jüngeren Menschen und vor allem LGBTIQ+-Zielgruppen kannst du aber durchaus zutrauen, auch mit dem Gendersternchen oder ähnlichem zurechtzukommen.


Text in schwarz auf weißem Hintergrund: Gendern leicht gemacht. Der Online-Workshop für geschlechtergerechtes Texten, Lektorieren und Sprechen. Rechts daneben ein Foto von Lucia. Im oberen Bereich goldenes Sternchen-Konfetti. Oben rechts das LCR-Logo in blau.

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7. Gendern stört den Lesefluss und bauscht Texte unnötig auf

SILVANA: Zunächst einmal: Ja! Es kann etwas umständlicher klingen, wenn plötzlich von „Schüler*innen“ statt von den „Schülern“ die Rede ist – zumal das Gendern ja nicht nur eine Stelle im Text betrifft. Die Frage ist nur: Ist dieser Punkt wirklich wichtiger als die Einbeziehung möglichst aller Geschlechter in die Sprache?

Gendersensible Sprache ist nicht zuletzt auch eine Gewohnheitssache. Wer zuvor überwiegend Texte im generischen Maskulinum gelesen hat, wird ein Gendersternchen oder die Lösung mit Doppelpunkt vielleicht erstmal kompliziert finden. Nach einer gewissen Zeit gewöhnt man sich aber gut daran, sodass es zunehmend in Fleisch und Blut übergeht. 

8. Gendern ist nicht barrierefrei

LUCIA: Dieses Vorurteil stimmt tatsächlich: Die meisten Arten zu gendern sind nicht barrierefrei. Dazu zählen Binnen-I, Schrägstrich und alle Formen mit Sonderzeichen. Sie werden zum Beispiel in Einfacher und Leichter Sprache nicht verwendet, weil sie schwer verständlich sind. Für Menschen, die online einen Screenreader, also eine Sprachausgabe nutzen, weil sie nicht gut sehen können, kannst du auch den Gender-Gap verwenden. Wähle dabei jedoch ein Sonderzeichen, das nicht mit vorgelesen wird – zum Beispiel den Doppelpunkt. Allerdings ist auch diese Variante nicht unbedingt ideal. Mehr dazu erfährst du in meinem Artikel über barrierefreies Gendern.

9. Gendern diskriminiert Männer

SILVANA: Frauen, intergeschlechtliche Menschen und nichtbinäre Personen werden durch das generische Maskulinum diskriminiert, nicht andersherum. Gendersensible Sprache ist gerade darauf bedacht, möglichst viele Geschlechter mitzudenken und einzubeziehen. Bei der Paarform bleibt die männliche Form unangetastet und wird lediglich um ein Wort ergänzt. Bei Lösungen wie dem Gendersternchen oder dem Binnen-I wird oft so in die Grammatik eingegriffen, dass die männliche Form nur teilweise im Wort steckt: Das ist so etwas wie ein Kompromiss, um für alle Beschriebenen eine akzeptable Lösung zu finden. Wer mit diesem Kompromiss nicht so zufrieden ist, könnte zum Beispiel versuchen, möglichst häufig genderneutrale Begriffe zu verwenden: „Studenten“ wird zu „Studierende“.

Fazit: Trotz Vorurteilen ist Gendern wichtig

Du siehst: Viele vermeintliche Vorurteile übers Gendern sind durchaus berechtigt. Andere lassen sich als Mythen aufklären. Und in den meisten Fällen ist die Antwort gar nicht so klar: Spricht dieses Argument jetzt für oder gegen das Gendern? Wie ich immer wieder betone: Die einzig richtige Variante zu gendern gibt es im deutschen Sprachraum noch nicht. Aber du hast immer die Möglichkeit, mehr als nur Männer anzusprechen. Schließlich hat über die Hälfte der Bevölkerung ein anderes Geschlecht!

Kommentiere doch mal: Welche dieser Annahmen über das Gendern sind dir schon begegnet? Welche kennst du noch? Ich freue mich wie immer über einen wertschätzenden Austausch.

4 comments 9 Annahmen und Vorurteile über das Gendern

  1. Ich bin ja schon für Feminismus und seiner Verbreitung, aber hierbei geht es einfach zu weit.
    Man könnte mir tausend Argumente auflisten, warum das Gendern “besser für die Sprache der deutschen Gesellschaft” seien sollte und ich würde immer noch drauf bestehen, dass es den Lesefluss des Textes stört.
    Meiner Meinung nach sollten Frauen sich geehrt fühlen, dass es im Deutschen eine extra Silbe gibt, um ihr Geschlecht hervorzuheben, in Situationen wo dies nötig ist.
    Ansonsten lese ich alle Substantive generisch, ohne besonderen Bezug auf ein Geschlächt. Das muss sowieso irgendwie aus dem Kontext des Textes hergehen, sonnst ist der Text schlecht geschrieben.

    1. Hallo Alexander,

      danke für deinen Kommentar. Dein Argument verstehe ich gut, gerade Varianten mit Sonderzeichen sind nicht immer lesefreundlich. Und ich finde auch, es ist wichtig, die Verständlichkeit und Lesbarkeit beim Gendern immer im Blick zu behalten. Bei Texten, die besonders leichtverständlich sein müssen, z. B. in Leichter Sprache, geht Lesbarkeit auf jeden Fall vor und ich würde dann höchstens auf die Paarform ausweichen. Es gibt aber auch erste Studien, die zeigen, dass gegenderte Formen genauso gut verstanden werden wie generische. Schau mal hier: https://wiki.kif.rocks/w/images/0/08/Braun-et-al.pdf

      Was den Kontext betrifft: Da es immer üblicher wird, zu gendern, ist gar nicht mehr so klar, ob eine Gruppe Mitarbeiter z. B. tatsächlich Frauen enthält. Immer mehr Menschen gewöhnen sich ja auch an gegenderte Schreibweisen und fühlen sich vom generischen Maskulinum nicht mehr nur unterbewusst, sondern ganz bewusst nicht angesprochen. Ich denke, das zu berücksichtigen, ist heute schon wichtig. Und warum sollten wir dieses ehrende „-in“ nicht verwenden, wenn es uns die deutsche Sprache doch zur Verfügung stellt?

      Ich würde gerne hören, was du dazu denkst.

      Viele Grüße,
      Lucia

  2. Hallo,
    ich bin total für eine gerechte und nicht diskriminierende Sprache.
    Das coole ist, diese Sprache existiert mit der schönen deutschen Sprache schon eine ganze Weile. Man kann mit ihr höflich und respektvoll die Menschen aller Couleur ansprechen, ohne dass sich jemand diskriminiert fühlen muss.
    Sie ist so komplex und hat eine riesige Aussagekraft, man muss sie nur entsprechend verwenden. Natürlich kann man sie auch missbrauchen und verletzend gebrauchen.
    Aber was sie mit Sicherheit nicht braucht sind diese ganzen Sonderzeichen und künstlichen Konstruktionen mit denen eine angeblich geschlechtergerechte Sprache entstehen soll.
    Man erreicht eigentlich damit nur das Gegenteil, die Sprache wird verstümmelt, unleserlich, schwer verständlich und schließt viele Millionen aus, die es eh nicht verstehen (Alte, Menschen mit geringerer Bildung, Analphabeten, Menschen mit Behinderungen usw.). Weiteren vielen Millionen wird es einfach aufgezwungen. In vielen Fällen wirkt übertriebenes Gendern auch sexistisch, da auch geschlechtsunabhängige Begriffe plötzlich auf das Geschlecht herunter gebrochen werden.

    Zu den obigen 9 Annahmen über das Gendern noch folgende stichpunktartige Anmerkungen:
    1. Gendern macht die deutsche Sprache kaputt
    Stimmt
    Flüssiges Lesen geht dahin, selbst bei Paarformen. Die selbst erfundenen Krücken, wie Sternchen, Doppelpunkt, Gap, Binnen-I usw. sind verstörend, da die weibliche Form vorrangig erkannt wird und diskriminierend für einen großen Teil der Bevölkerung wegen Ausgrenzung bei der Verständlichkeit.
    Natürlich verändert sich eine Sprache ständig, aber bitte nicht von “oben” reguliert; schon Luther meinte sinngemäß: “Schaut dem Volk aufs Maul”

    2. Es gibt nur zwei Geschlechter
    Das Gendersternchen steht ja für die Geschlechter weder männlich noch weiblich, also divers.
    Die Zahl der Menschen, die sich bisher offiziell als divers eintragen ließen, liegt im unteren dreistelligen Bereich.
    Also ca. 0,00025 % der Bürger unseres Landes.
    Von diesen wird sich sicher nur ein Teil in einer Anrede explizit wiederfinden wollen.
    Sich dabei als Sternchen zu finden ist dann auch für einige dieses Teils diskriminierend.
    Also stößt man für eine Handvoll Menschen praktisch die gesamte Bevölkerung im deutschen Sprachraum vor den Kopf bzw. nimmt sie gar nicht erst mit, da Millionen diese Verrenkungen der deutschen Sprache und das Stottern einiger Nachrichtensprecher nicht verstehen (gerade ältere Bürger) bzw. nicht nachvollziehen können.
    Coole Auslegung der diskriminierungsfreien Kommunikation.

    3. Das generische Maskulinum meint doch alle Geschlechter mit
    Die Aussage ist per se schon falsch, es wird nicht „gnädiger weise“ mit gemeint, sondert alle sind dabei (Jubel ob so viel Gerechtigkeit)
    Das generische Maskulinum ist völlig geschlechtsneutral, nur der Artikel ist „der“
    Es gibt natürlich den berühmten Professor, aber Frau Professor ist auch elegant und nicht diskriminierend
    Kein Mensch beschwert sich bei Person (die), bei Mensch (der) oder bei Individuum (das)
    Wenn ich Geisel bin frage ich nicht nach dem Geschlecht (die)
    Die Genialität des generischen Maskulinums:
    Bei hervorragend aufgeklärter Bevölkerung fühlt sich niemand diskriminiert und es ist außer weiblich, männlich und Trans auch noch alles andere drin ( Beispiel Hersteller: Betrieb, Konzern. Gruppe von Menschen, Land, Stadt, Verwaltung, Dienstleister, Polizei, Behörde …)

    4. Gendern widerspricht der amtlichen Rechtschreibung
    Stimmt bei den erfundenen Konstruktionen
    Man sollte nicht gegen die amtliche Rechtschreibung permanent verstoßen (Nachteile erwachsen hier automatisch, denn man schreibt eben falsch).

    übrigens:
    Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) rät „ausdrücklich“ von Gendersternchen (und anderen Sonderzeichen) ab

    5. Wer gendert, schreit nur nach Aufmerksamkeit

    Die Aussage: “… das generische Maskulinum andere Geschlechter ausschließt …”
    im Text ist schlicht und ergreifend falsch und suggeriert schlechtes Gewissen, wenn man es anwendet (schlechter Stil)

    Das Gegenteil ist der Fall: Es sind alle drin und noch viel mehr, nämlich alle geschlechtslosen Begriffe

    6. Meine Kund:innen wollen das eh nicht

    Schon beim Lesen dieser Überschrift (ich habe diese auch vielen Frauen gezeigt, die das gleiche empfanden), sieht man vor dem geistigen Auge nur weibliche Kunden, also Kundinnen
    Paarform ist ok bei direkter Anrede, aber permanent im Text meist übertrieben und bricht viele komplexe Begriffe auf das Geschlecht herunter

    7. Gendern stört den Lesefluss und bauscht Texte unnötig auf
    Stimmt uneingeschränkt

    8. Gendern ist nicht barrierefrei
    Stimmt auch und fast ein alleiniges Ausschlusskriterium (es gibt aber noch eine Menge anderer)

    9. Gendern diskriminiert Männer
    Völlig falsch ist: “Frauen, intergeschlechtliche Menschen und nichtbinäre Personen werden durch das generische Maskulinum diskriminiert”
    Es verdreht sogar den Sachverhalt:
    Denn: das generische Maskulinum umfasst Mann, Frau, divers und beliebig weitere Geschlechter und alle anderen durch das spezifische Wort eingeschlossenen Dinge, Institutionen, Länder, Städte, usw. usw. usw.

    Im Gegenteil: wenn man nur die männliche Form beim generischen Maskulinum meint. so muss man sie umschreiben (die männlichen Bewohner), die weibliche Form (Bewohnerinnen) ist eindeutig und hat hier ein Alleinstellungsmerkmal und das gibt man durch das hier beschriebene Gendern einfach auf. Die Vielfalt der deutschen Sprache wird hiermit ausgedünnt.
    Bei BewohnerInnen muss man immer überlegen, ob die männliche Form mit gemeint ist.

    Noch was zu Nachdenken:

    Wenn dann noch solche Stilblüten entstehen wie : „Studierende“ (Tätigkeit im Partizip Präsens) soll generell für Studenten (Status einer Person) verwendet werden, gruselt es einen; zumal man nur erahnen kann was dieser Unsinn an Gelder und Aufwänden bisher verschlungen hat.
    Schreit zum Himmel, da hier auch inhaltliche Sachverhalte verfälscht werden, denn wer studiert auch beim Schlafen (schlafende Studierende)

    Die sprachliche Bedeutung wird geopfert. Dieser Preis erscheint mir für die angeblich “gerechtere” Sprache viel zu hoch. Außerdem klappt das nur im Plural.

    Was tun?
    Da sind ja Experten und Wissenschaftler und solche die es sein wollen schon seit Jahrzehnten zugange und haben bis jetzt nur Chaos verursacht und das Ganze nur verschlimmbessert.
    Warum nicht zurück zu den Wurzeln? (Siehe meine Eingangs-Bemerkungen)
    Nur Mut, es wird belohnt.

    Zur Einordnung:
    Ich möchte deine Arbeit nicht bewerten oder persönlich werden.
    Es war mir nur mal ein Bedürfnis, über diese Problematik
    zu schreiben.
    Bin schon etwas erfahrener (älter), Naturwissenschaftler und IT-Experte
    und Freund der deutschen Sprache
    Ich bin nur zufällig auf deinen Seiten gelandet und wenn du
    antwortest ist es gut und wenn nicht; ich kann damit
    leben.

    Wie es in der sprachlichen Zukunft tatsächlich aussehen wird, sehen
    wir erst wenn es soweit ist.

    Viele Grüße
    Frank Michalke

    1. Hallo Frank!

      Vielen Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar und das Teilen deiner Gedanken. In vielen Punkten stimme ich dir mindestens teilweise zu. Die Varianten mit Sonderzeichen sind nicht ideal, schließen ihrerseits Menschen aus, weil sie nicht barrierefrei und (noch) nicht allen geläufig sind. Hier sind weitere Ideen und Diskussionen gefragt. Zur Verständlichkeit gibt es aber auch eine Studie, die darauf hinweist, dass es da womöglich gar nicht so große Probleme gibt, schau mal hier https://wiki.kif.rocks/w/images/0/08/Braun-et-al.pdf

      Zu 2.: Dass sich bisher so wenige Menschen offiziell als „divers“ eintragen lassen haben, hat verschiedene Gründe. Zum Beispiel steht der Geschlechtseintrag nichtbinären Menschen noch gar nicht zur Wahl, außerdem ist er mit bürokratischen Hürden verbunden. Und nicht zuletzt erleben Menschen mit nichtbinärem Geschlecht nach wie vor viel Diskriminierung.

      Zu den sprachwissenschaftlichen Hintergründen und der Frage, ob das generische Maskulinum neutral ist, kann ich dir das Handbuch geschlechtergerechte Sprache vom Dudenverlag empfehlen. Einige Quellen habe ich auch schon in den Kommentaren zu diesem Beitrag geteilt: https://www.lucia-clara-rocktaeschel.de/wann-gendern-unsinn-ist/

      Vielleicht kommen wir eines Tages wieder zurück zu einer Bezeichnung für alle Geschlechter – sei es nun das generische Maskulinum oder eine neue neutrale Form. Aber das wird meiner Ansicht nach erst möglich, wenn die tatsächliche Gleichstellung aller Geschlechter erreicht ist, nicht nur rechtlich, sondern im Alltag.

      Ich bin gespannt, wie die Zukunft dann letztlich aussehen wird. 🙂

      Viele Grüße
      Lucia

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