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Gendern und SEO vereinbaren: Geht das?

Gendern & SEO vereinbaren

Zuletzt geändert am 13. Januar 2022


Wenn du auf deiner Website Content veröffentlichst, optimierst du ihn auch für Google und andere Suchmaschinen. Nach Konstrukten wie „Texter*innen in Berlin“ sucht dort wahrscheinlich niemand. Vielleicht hast du dich also auch schon gefragt: Ist Gendern nicht schlecht für SEO? Schließlich wollen wir alle erst einmal gefunden werden, damit wir unsere Besucher*innen mit unseren Werten überzeugen können.

Viele Einzelunternehmerinnen stehen vor dem Problem, dass ihre Berufsbezeichnungen in der weiblichen Form kaum gesucht werden. Und in den Suchergebnissen für die männliche Form tauchen sie nicht auf, wenn sie sich auf ihrer Website nicht als Mann ausgeben. Das zeigt schon: Es ist nicht ganz einfach, geschlechtergerechte Sprache mit der Suchmaschinenoptimierung zu vereinbaren. Dafür gab es in letzter Zeit auch viel Kritik an Google. Ich möchte dir die Unsicherheit nehmen und dir zeigen, wie du richtig genderst und trotzdem online gefunden wirst!

Was ist Suchmaschinenoptimierung (SEO)?

Die Abkürzung SEO steht für „Search Engine Optimization“, also Suchmaschinenoptimierung. Als solche bezeichnet man alle Maßnahmen, die dafür sorgen, dass deine Website in den organischen Suchergebnissen von Google, Bing, Ecosia & Co. möglichst weit oben erscheint. Bei Texten bedeutet das, sie auf Schlüsselwörter (Keywords) zu optimieren, nach denen Nutzer*innen häufig suchen.

Bei der Google-Suche werden die Ergebnisse nach verschiedenen Rankingfaktoren sortiert, die auf komplexen Algorithmen basieren. Ganz genau verrät Google natürlich nicht, wie die Suchmaschine funktioniert. Aber es gibt einige Anhaltspunkte. Zum Beispiel sollte das wichtigste Keyword, für das du mit deinem Text gefunden werden willst, in der Hauptüberschrift, dem Meta-Title und der Meta-Description sowie idealerweise den Titeln und Alternativtexten deiner Bilder stehen. Außerdem sollten sich das Keyword und Synonyme dafür in den Zwischenüberschriften und im Fließtext wiederfinden.

Ist Gendern schlecht für SEO?

Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Schließlich gibt es verschiedene Arten zu gendern – und verschiedene Zielgruppen, die du durch Suchmaschinenoptimierung erreichen kannst. Richtet sich dein Angebot speziell an Frauen, werden diese womöglich eher nach der weiblichen Variante suchen. Das Suchvolumen ist immer die Basis bei der SEO für deine Texte. Und tatsächlich werden die weiblichen Formen von Worten wie Texter, Arzt oder Anwalt weniger häufig gesucht als die männlichen. Nur bei typisch weiblich assoziierten Begriffen wie Kosmetikerin oder Visagistin ist das ein wenig anders. Gegenderte Varianten wie Texter*in werden gleich gar nicht gesucht – oder nur sehr selten.

Wie viele Suchanfragen es monatlich für einen bestimmten Begriff gibt, kannst du durch verschiedene Tools ermitteln – beispielsweise den KeywordFinder oder Ubersuggest. Hier mal ein Beispiel:

  • Texter: 22.200 Suchanfragen pro Monat
  • Texterin: 18.100 Suchanfragen pro Monat
  • Texter/in: 30 Suchanfragen pro Monat
  • Texter:in: 0 Suchanfragen pro Monat

Bei anderen Worten ist der Unterschied noch deutlicher: Während nach „Arzt“ 201.000 Mal gesucht wird, kommt „Ärztin“ nur auf 8.100 Suchanfragen. Auch die Ergebnisseiten unterscheiden sich deutlich voneinander. Gebe ich „Texter Berlin“ ein, werden mir über den Suchergebnissen eine Karte mit den Adressen verschiedener Texter sowie ein Kasten mit Stellenangeboten angezeigt. Websites von weiblichen Texterinnen sind auf Seite 1 der Ergebnisse nicht zu sehen. Gebe ich „Texterin Berlin“ ein, gibt es keine Karte und keine Stellenanzeigen. Dafür werden sowohl weibliche als auch männliche Texter*innen auf Seite 1 angezeigt.

Ist die logische Schlussfolgerung daraus, dass du jetzt doch nur noch die männliche Form verwenden solltest? Oder wäre es erst einmal an Google, etwas an seinem Algorithmus zu ändern?

Screenshot Googlesuche Texter Berlin. Gendern und SEO
Wenn ich „Texter Berlin“ googele, bekomme ich eine Karte, Stellenanzeigen und männliche Texter angezeigt.
Screenshot Googlesuche Texterin Berlin. Gendern und SEO
Googele ich „Texterin Berlin“, werden keine Karte und keine Stellenangebote in einem extra Kasten angezeigt.

 


Text in schwarz auf weißem Hintergrund: Gendern leicht gemacht. Der Online-Workshop für geschlechtergerechtes Texten, Lektorieren und Sprechen. Rechts daneben ein Foto von Lucia. Im oberen Bereich goldenes Sternchen-Konfetti. Oben rechts das LCR-Logo in blau.

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Diskriminiert der Google-Algorithmus Frauen wirklich?

In letzter Zeit scheinen sich kritische Artikel zu häufen, in denen gefragt wird, warum Google auf die weibliche Form (zum Beispiel „Texterin“) optimierte Webseiten schlechter rankt. Kürzlich gab es dazu auch in einer Facebookgruppe für Selbstständige eine Diskussion. Eine Nutzerin schrieb:

„Wie kann es sein, dass ein angeblich soooo schlauer Algorithmus das nicht umsetzen kann…! Ich sehe allerdings nicht ein, meine Webseite an Google anzupassen. Google soll mal besser im 21. Jahrhundert ankommen!“

Natürlich liegt der Gedanke nahe: Der Google-Algorithmus könnte doch einfach alle Geschlechter des Suchbegriffes in der Ergebnisliste anzeigen – egal, welche Form man eingegeben hat. Wenn ich „Texterin“ eingebe, sollte genau dieselbe Ergebnisseite zu sehen sein, wie wenn ich „Texter“ eingebe! Oder?

Das Problem ist leider weitreichender. Bevor die ersten Konzepte geschlechtergerechter Sprache entstanden sind, war es ganz normal, das generische Maskulinum zu verwenden. Es galt für alle Geschlechter. So funktionierte die deutsche Sprache nun einmal lange Zeit – und wir befinden uns noch mitten in der Transformation zu einer geschlechtergerechteren Version unserer Sprache!

Wenn ich bei Google „Friseur in der Nähe“ eingebe, dann ist mir in der Regel egal, welches Geschlecht mein*e Friseur*in haben soll. Da ich aber lieber zu Ärztinnen als zu Ärzten gehe, würde ich in diesem Fall „Hausärztin“ eingeben. Wenn wir die weibliche Form in das Suchfeld schreiben, suchen die meisten von uns gezielt nach einer Frau. Das schließt Männer aus. Geben wir aber die männliche Form ein, meinen wir in den allermeisten Fällen eigentlich beide. Der Google-Algorithmus basiert auf unseren Suchanfragen. Und wir sind nun einmal zu faul, „Texter oder Texterin“ einzutippen. Nicht weil wir schlechte Feminist*innen sind, sondern weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist und Sprache nicht mal eben eine 180-Grad-Wende vornimmt!

Halten wir fest: Unsere sprachlichen Gepflogenheiten sind mitverantwortlich dafür, dass Websites mit Keywords in der weiblichen Form schlechter ranken als in der männlichen. Aber natürlich könnte Google dafür sorgen, dass auch Websites mit weiblichen Bezeichnungen auf der Ergebnisseite weiter oben angezeigt werden, wenn wir nach der männlichen Bezeichnung gesucht haben!


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Geschlechtergerechte Sprache mit Gendersternchen checkt Google nicht

Suchmaschinen erkennen männliche und weibliche Formen. Bei Formen mit dem Gender Gap, also einem Sonderzeichen zwischen den beiden Formen, wird es schon schwieriger. Aus „TexterInnen“ mit dem Binnen-I wird einfach die weibliche Form. Das Sternchen ist bei Google ein Suchoperator, der als Platzhalter für ein ausgelassenes Wort dient. Bei Schrägstrich oder Doppelpunkt kommen zwei Worte, „Texter“ und „in“, zustande. Auf jeden Fall erkennt Google diese Gendervarianten nicht als geschlechtsneutrale Version des Wortes in seiner männlichen Form!

Und selbst bei weiblichen Bezeichnungen, die eher mit Männern assoziiert werden, fragt Google lieber noch einmal nach, ob du dich nicht vielleicht verschrieben hast… Das kann schon ein bisschen frustrierend sein. Wie eine andere Nutzerin aus dem Facebook-Beitrag es ausdrückt:

„Ich möchte für mich nicht in der männlichen Form sprechen, aber sehe mich gleichzeitig nicht in der Googlesuche auftauchen, weil mir das Suchverhalten sehr bewusst ist. Es ist wirklich zum Haareraufen.“

Bitte verzweifle jetzt nicht! Es gibt Lösungen und nur um die wird es im letzten Teil dieses Artikels gehen! 😊

Screenshot Googlesuche Veranstaltungstechnikerin: Meintest du Veranstaltungstechniker? Gendern und SEO
Wenn ich „Veranstaltungstechnikerin“ eingebe, sagt Google: „Meintest du: veranstaltungstechniker“

So genderst du SEO-konform

Du weißt jetzt, was in Sachen Gendern und SEO so alles nicht geht oder schwierig ist. Kommen wir nun zu den Maßnahmen, die du ergreifen kannst, um online gefunden zu werden, ohne dich als Mann ausgeben zu müssen!

Ja, die weibliche Form hat in der Regel ein geringeres Suchvolumen als die männliche. Dennoch bin ich der Meinung, dass sich keine Frau auf ihrer Website mit der männlichen Berufsbezeichnung präsentieren muss! Vor allem dann nicht, wenn sie eigentlich für geschlechtergerechte Sprache ist. Das wäre nicht nur inkonsequent, sondern auch weniger authentisch. Zeige deine Werte! Mit diesen Tricks optimierst du deine Texte dennoch für Suchmaschinen:

  • Bezeichne dich als Frau: Dem Algorithmus zum Trotz kannst du dich mit der weiblichen Form deines Berufes bezeichnen. Wie gesagt – die Suchergebnisse werden auch von unserem Suchverhalten und dem Content bestimmt, den wir verbreiten. Die männliche Form kannst du dennoch in deinen Text einbauen.
  • Nutze beide Varianten: Unabhängig davon, wie du dich selbst bezeichnest, kannst du deine Berufsbezeichnung auf deiner Website auch in anderem Kontext verwenden. Beispiel: „Du suchst einen Texter? Ich bin deine Texterin!“
  • Paarform: Mit der Paarform schlägst du immer zwei Fliegen mit einer Klappe! Du verwendest dabei sowohl die männliche als auch die weibliche Form, also: „Ein Lektor oder eine Lektorin prüft deine Texte auf Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung und Sprachstil.“ So wirst du für beide Begriffe von Suchmaschinen gefunden.
  • Wähle neutrale Formulierungen: Viele Begriffe kannst du auch geschlechtsneutral ausdrücken. Beispiele: „Assistenz“ statt „Assistentin“, „Ich unterstütze dich mit authentischem Grafikdesign“ statt „Ich bin deine Grafikdesignerin“.
  • Mal so, mal so: Das Prinzip der Rollenverteilung nenne ich es, wenn du jede*r Protagonist*in deines Textes ein bestimmtes Geschlecht zuteilst: „Wenn du mein Kunde bist, helfe ich dir als Texterin, dein Angebot in überzeugende Worte zu fassen!“ Wenn du aber von einer allgemeinen Gruppe sprichst, kannst du gerne gendern: „Die Patientin hatte bereits mehrere Hausärzt*innen aufgesucht, bevor sie sich an einen spezialisierten Ohrenarzt wandte.“
  • Mutig sein und trotzdem gendern: Du hast Angst, dass deine gesamte Website schlechter rankt, wenn du anfängst, zu gendern? Wenn du zum Beispiel einen Blog betreibst, wirst du nicht für jeden Artikel eine Personenbezeichnung als Hauptkeyword haben. Wenn ich über die Suchanfrage „Alternativtexte schreiben“ gefunden werden möchte, dann braucht es mich nicht zu interessieren, was der Algorithmus davon hält, dass ich „Screenreader-Nutzer*innen“ schreibe. Für deine eigene Berufsbezeichnung oder Begriffe, die nicht geschlechtsneutral sind, kannst du dann einen der 5 Tipps oben anwenden.

Gendern & SEO vereinbaren

Ausblick: Wir bestimmen, wie Google mit dem Gendern umgeht!

Wie ich bereits erwähnt habe: Sprache verändert sich nicht von heute auf morgen. Das ist ein Prozess! Und dem bist du nicht hilflos ausgeliefert, du kannst ihn aktiv mitgestalten. Denn wenn jetzt alle Frauen nur noch männliche Berufsbezeichnungen für sich wählen, verstärkt das den Effekt ja nur. Natürlich ist es bis dahin noch ein langer Weg, aber ich bin überzeugt: Je mehr sich geschlechterinklusive Sprache etabliert, desto häufiger werden irgendwann auch entsprechende Suchanfragen gestellt werden. Fang jetzt damit an und gib bei deiner nächsten Google-Suche zwei Geschechter an: „Fotograf oder Fotografin in Berlin“.

Übrigens: Google arbeitet täglich daran, seinen Algorithmus zu verbessern, und nimmt immer wieder Änderungen vor. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass auch die Suchmaschinen selbst in Zukunft dazu beitragen werden, dass geschlechtergerecht formulierte Texte besser ranken.

Wie sieht’s aus, hast du noch Bedenken oder genderst du schon auf deiner Website? Schreib es in die Kommentare!

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