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Diversity-sensible Kommunikation zur Weihnachtszeit

Text auf hellblauem Hintergrund: Diversity-sensible Kommunikation zu Weihnachten. Hintergrundbild: weiße Fläche mit goldenen Glöckchen und Glitzer und grünen Dekotännchen.

Zuletzt geändert am 1. Dezember 2023


Es ist Dezember – und damit nicht nur Zeit für Gemütlichkeit und Plätzchenbacken, sondern auch für die Kommunikation rund um Adventsaktionen, Weihnachtsfeiern und Geschenke. Doch wie gehst du damit um, dass nicht alle Menschen Weihnachten feiern, lieben oder ganz traditionell im Kreise der Familie verbringen?

Gerade wenn du selbst total im Adventsfieber bist, lohnt sich ein ganz bewusster Blick in andere Richtungen. Vielleicht muss ja gar nicht jeder Grinch vom Weihnachtszauber überzeugt werden. Und ob ein Werbespot wirklich zerrüttete Familien zusammenführt – fraglich. Jedenfalls entspräche es nicht gerade dem „Fest der Liebe“-Motto, zu dieser Zeit des Jahres über andere zu urteilen. Hier findest du hilfreiche Tipps, wie du auch an Weihnachten Vielfalt wertschätzend kommunizierst.

Vielfalt berücksichtigen: Nicht alle feiern Weihnachten

Natürlich ist Weihnachten nicht für jede Person ein bedeutsames Fest oder liebgewonnene Tradition. Je nach Religion und Kultur stehen zur selben Zeit vielleicht andere Feste im Fokus – zum Beispiel das jüdische Chanukka-Fest im Dezember. Genauso zelebrieren viele Weihnachten ganz unabhängig vom religiösen Hintergrund – als Fest der Liebe, der Gemeinschaft oder der Familie.

Damit sind wir am nächsten sensiblen Punkt angelangt: die enge Verbindung von Weihnachten und Familie. Doch nicht jede*r hat eine (intakte) Familie im klassischen Sinne. Werbungen, die dazu auffordern, an Weihnachten die Eltern und Großeltern nicht zu vergessen, können alte Wunden aufreißen. Auch am Arbeitsplatz oder im persönlichen Umfeld müssten sich Menschen ohne intakte Familie oft rechtfertigen oder unsensible Kommentare anhören.


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Vielleicht fallen dir selbst noch Gründe ein, aus denen der glitzernde Weihnachtstrubel nicht jede*n begeistert oder interessiert. Hier noch eine kleine Zusammenfassung zum Merken:

  • Nicht jede*r feiert Weihnachten.
  • Nicht jede*r mag Weihnachten.
  • Nicht jede*r fährt über Weihnachten zur Familie.
  • Nicht jede*r hat eine liebende oder noch lebende Familie.
  • Nicht jede Person, die Weihnachten nicht, allein oder „nur“ mit Freund:innen feiert, ist automatisch unglücklich.

Manche Leute sind allerdings schon unglücklich über die Art und Weise, auf die sie Weihnachten verbringen müssen. Sie freuen sich über Verständnis, selbstgebackene Plätzchen oder eine Einladung zu einer (virtuellen) Adventsfeier. Schließe nicht automatisch von Kultur, Religion oder anderen Merkmalen darauf, ob jemand Weihnachten mag oder nicht – sondern frag im Zweifelsfall einfach nach!

7 Tipps für Vielfalt wertschätzende Weihnachtskommunikation

Gut, nicht alle Menschen haben den gleichen Zugang zum hierzulande sehr präsenten Weihnachts- und Adventspektakel. Aber wie gehst du damit konkret in deiner Kommunikation um – im Privaten, am Arbeitsplatz oder beim Marketing? Dazu erhältst du jetzt noch einige Praxistipps:

  1. Gehe nicht davon aus, dass alle deine Mitmenschen Weihnachten genauso feiern wie du. oder Interesse an deinem Adventscontent haben. Poste zwischendurch ruhig auch noch etwas anderes!
  2. Schätze die Feiertage anderer Religionen ebenso wert wie Weihnachten – im Dezember gibt es zum Beispiel das jüdische Chanukkafest. Hast du hierfür auch schon Glückwünsche eingeplant?
  3. Verschicke „Jahresendkarten“ statt Weihnachtskarten an deine Kund*innen, Geschäftspartner*innen oder Freund*innen– ich wähle beispielsweise gerne Karten mit festlichem, aber neutralem Motiv und wünsche eine schöne freie Zeit oder einen gemütlichen Jahreswechsel statt „Frohe Weihnachten“.
  4. Bewirb weihnachtliche Angebote sensibel und möglichst ohne Stress oder Druck zu erzeugen.
  5. Wenn du frohe Weihnachten wünschen möchtest, richte dich an „alle Feiernden“.
  6. Bedenke verschiedene Bräuche und Traditionen mit, vor allem, wenn du eine internationale Zielgruppe bedienst.
  7. In der Adventszeit sind alle Medien völlig mit Weihnachtscontent überladen. Es ist also kein Problem, wenn du auch in der Weihnachtszeit einfach „Business as usual“ machst – vor allem, wenn du selbst kein Weihnachtsfan bist.

 

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Ein Beitrag geteilt von Lucia C. Rocktäschel (@diversity_texterin)

Muss ich jetzt alles neutral gestalten und Weihnachten komplett aus meiner Kommunikation streichen?

Nein, natürlich nicht! Viele Menschen feiern Weihnachten aus den unterschiedlichsten Gründen. Und wer freut sich nicht über einen Schoko-Adventskalender oder selbstgebackene Plätzchen? Wichtig ist nur, umsichtig durch die Welt zu gehen und die eigene Lebensrealität nicht auf alle anderen zu pauschalisieren.

Weihnachten überstehen in schwierigen Zeiten

In den Corona-Jahren haben viele Menschen erlebt, wie es ist, Weihnachten nicht wie gewohnt und nicht mit der Familie zu feiern. Dieser Perspektivwechsel konnte einen Einblick in das Leben derer geben, für die Weihnachten jedes Jahr eine schwierige Zeit ist, die die Feiertage allein verbringen oder die ganze Zeit arbeiten müssen. Sie haben hilfreiche Strategien zum Umgang damit entwickelt, die in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit erhalten haben. Hier meine persönlichen Favoriten:

  • Hab einen Plan für die Feiertage und evtl. auch die Adventssonntage: Was wirst du machen? Einen langen Spaziergang, einen Serienmarathon, etwas zeichnen, deinen Keller aufräumen, mit Freund*innen telefonieren oder dich verabreden? Führe die Liste nach deinen Vorlieben fort.
  • Genieße, was du an der Weihnachtszeit magst: zum Beispiel Plätzchenbacken, Glühwein, Lebkuchenduft oder die schönen Lichter?
  • Such dir Kontakte zu Menschen, die deine Situation verstehen, die du anrufen oder mit denen du etwas unternehmen kannst und die keine komischen Fragen stellen.
  • Finde Aktivitäten, die nichts mit Weihnachten zu tun haben und die dir guttun.
  • Mach dir bewusst, dass die Feiertage auch nur ganz normale Tage sind, die vorbei gehen – vielleicht magst du ja Silvester und kannst dich darauf freuen? Oder du feierst die Wintersonnenwende, weil es dann in absehbarer Zeit wieder länger hell sein wird?
  • Such dir eine ehrenamtliche Beschäftigung und hilf zum Beispiel bei der Essensausgabe für obdachlose Menschen o. Ä.

Wenn es zu deiner Zielgruppe passt, kannst du auch dieses Jahr solche Strategien posten – zusätzlich zum fröhlicheren Content der Saison!

One comment Diversity-sensible Kommunikation zur Weihnachtszeit

  1. Hi Lucia Clara, ich schätze deinen offenen Blick immer wieder und die klaren Hinweise, was wir in unserem Bewusstsein und der daraus resultierenden Kommunikation mitbedenken und umsetzen können. Herzlichen Dank für diesen sehr inspirierenden Artikel für den Dezember. Herzliche Grüsse Dor

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